Letzte Änderung : 24.01.2025 22:00:32   
Studiengänge >> Integrierte Managementsysteme 2023 M.Sc. >> Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung


Code:267200
Modul:Nachhaltigkeitsmanagement und -berichterstattung
Module title:Sustainability Management and Reporting
Version:1.0 (06/2020)
letzte Änderung: 24.07.2024
Modulverantwortliche/r: Prof. Dr. rer.pol. Brauweiler, Jana
j.brauweiler@hszg.de


Prof. Dr.-Ing. Hildebrandt, Jakob
Jakob.Hildebrandt@hszg.de

angeboten in den 6 Studiengängen:
Integrierte Managementsysteme (M.Sc.) gültig ab Matrikel 2020
Integrierte Managementsysteme (M.Sc.) gültig ab Matrikel 2021
Integrierte Managementsysteme (M.Sc.) gültig ab Matrikel 2023
Integrierte Managementsysteme (M.Sc.) gültig ab Matrikel 2025
Integriertes Management (M.Sc.) gültig ab Matrikel 2020
Integriertes Management (M.Sc.) gültig ab Matrikel 2021

Modul läuft im:SoSe+WiSe (Sommer- und Wintersemester)
Niveaustufe:Master
Dauer des Moduls:1 Semester
Status:Wahlpflichtmodul
Lehrort:Zittau
Lehrsprache:Deutsch

Workload* in SWS **
Semester
Zeit- std.ECTS-
Pkte
1
2
3

V
S
P
W
V
S
P
W
V
S
P
W
150
5
4.0
2
2
0
0


*Gesamtarbeitsaufwand pro Modul (1 ECTS-Punkt entspricht einem studentischen Arbeitsaufwand von 30 Zeitstunden)
**eine Semesterwochenstunde (SWS) entspricht 45 Minuten pro Woche

Selbststudienzeit in h
Angabe gesamt
davon
105
15
Vor- und Nachbereitung LV
60
Vorbereitung Prüfung
30
Sonstiges


Lehr- und Lernformen: Die Vermittlung der Inhalte erfolgt im Rahmen der Lehrveranstaltungen durch einführende Vorträge, die durch Co-Referate oder Gruppendiskussionen und Gruppenarbeiten ergänzt werden. Zu jedem Modul wird eine Auswahl von Literatur empfohlen und soweit möglich auch zur Verfügung gestellt. Die Vertiefung einzelner Aspekte erfolgt individuell, z.B. durch die Anfertigung eines Lerntagebuches.
Hinweise:keine


Prüfung(en)
Prüfung Prüfungsleistung als Referat (PR)
 - 
100.0%



Lerninhalt: Teil Nachhaltigkeitsmanagement

1. Konzepte Nachhaltiger Entwicklung:
Die Vorlesung behandelt die Ideengeschichte von Nachhaltigkeit und stellt Kontexte und Deutungsrahmen vor. Als Framing die Einbettung von Themen in Deutungsrahmen oder "Denk-Schubladen" bezeichnet. Für eine rationale Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit, ist das Bewusstsein über unterschiedliche Frames eine Voraussetzung. Folgende "Frames" werden besprochen: (i) Leben im Einklang mit der Natur, Spiritualität, ökozentrierter Ansatz, (ii) Nachhaltigkeit als Frage des Ressourcenmanagements und der Effizienz, (iii) Wachstumsgrenzen, Entkopplung und Suffizienz, (iv) Entwicklung und Gerechtigkeit, Intra- und intergenerative Gerechtigkeit, Verantwortung und Ethik.

2. Politische Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung: Gegenwärtig kann global wie regional nicht von einer nachhaltigen Entwicklung gesprochen werden. Es macht sich daher notwendig über Änderungen bzw. Transformationen in kapitalistisch geprägten modernen Gesellschaften zu sprechen. Im Rahmen der Vorlesung werden unterschiedliche politische Ansätze vorgestellt, wie eine Transformation aussehen kann und welche Akteure beteiligt werden müssen. Dabei stehen sich eher radikale und fundamentale Forderungen nach einem Systemwechsel (Ökosozialismus, radikale Wert- und Herrschaftskritik, Forderungen nach Suffizienz und Subsistenz) und modernistische Ansätze (z.B. ökologische Modernisierung, Green New Deal, Green Economy) antagonistisch gegenüber.

3. Nachhaltigkeit und Unternehmensethik:
Dem Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Milton Friedmann wird die Aussage "the business of business is business" zugesprochen. Warum sollte sich also ein Unternehmen für Nachhaltigkeit engagieren, wenn hierdurch nicht direkt Profit generiert werden kann? Warum wird Unternehmen als Wirtschaftsubjekten überhaupt Verantwortung zugeschrieben, die über das Schaffen von Arbeitsplätzen und einem Beitrag zum Wohlstand in der Gesellschaft hinaus geht? Auch wenn Unternehmen sich der Forderung von Nachhaltigkeit stellen, wie müssten sie dann in konkreten Entscheidungssituationen handeln, etwa im Fall von ethischen Konflikten oder Widersprüchen? Während Effizienz und zum gewissen Teil auch Konsistenz noch anschlussfähig an das Entscheidungskalkül in Unternehmen ist, kann auch mit Suffizienz noch ein Geschäft gemacht werden? Neben diesen Fragen beschäftigt sich die Sitzung mit der Bedeutung von Führung und Führungskräften für ein unternehmerisches Nachhaltigkeitsmanagement jenseits von blue/green washing und mit der Einbeziehung von Stakeholdern.

4. Systems Thinking:
Ähnlich wie Ökosysteme entwickeln sich sozio-ökonomische Systeme evolutionär und tendieren zum Wachstum bis an die Tragfähigkeitsgrenzen. Krisenerscheinungen, wie z.B. Finanz- und Wirtschaftskrisen oder der Klimawandel, treten regelmäßig auf und überlagern sich stellenweise. Das macht eine (politische) Steuerung schwierig, häufig schlägt sie bei Maßnahmenplänen in komplexen Systemen fehl. Allzuoft wird an den falschen Stellschrauben gedreht und es werden neue Probleme (nicht intendierte Nebenfolgen) ausgelöst. Der Umgang mit komplexen Systemen benötigt als einen essentiellen Analyseschritt ein ganzheitliches, holistisches oder systemisches Denken, welches einzelnen Systemkomponenten und deren Wirkungsbeziehungen gerecht wird. Anhand von gemeinsamen Übungen werden Systemkarten entwickelt und Hebelpunkte für systemisch wirksame Maßnahmen gesucht.

5. Fallstudien:
Die folgenden Sitzungen setzen sich mit konkreten Fallstudien auseinander, die Bemühungen des Nachhaltigkeitsmanagements aus einer praktisch-pragmatischen Perspektive beleuchten. Es werden von den Teilnehmern jeweils kurze Vorträge und ein Moderationskonzept anhand von spezifischen Reflexionsfragen erarbeitet, entlang dessen die Sitzungen gestaltet werden.

Teil Nachhaltigkeitsberichterstattung

Zum nachhaltigen Wirtschaften gehört auch die Transparenz, d.h. die Offenlegung von Informationen über die Handlungen in der Organisationen gegenüber der Öffentlichkeit und den Stakeholdern. Durch die Veröffentlichung von informativen Nachhaltigkeitsberichten soll es den Stakeholdern ermöglicht werden, die Leistungen eines Unternehmens im Bereich der Nachhaltigkeit einschätzen zu können. Seit 2014 sind europäische Unternehmen, die von öffentlichem Interesse sind und mehr als 500 Mitarbeitern haben, dazu verpflichtet auch nicht-finanzielle Informationen (Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelangen,
Achtung der Menschrechte, Bekämpfung von Korruption und Bestechung, usw.) zu veröffentlichen. In den Sitzungen wird auf folgende Aspekte eingegangen:

1. Entwicklung der Nachhaltigkeitsberichterstattung
1.1 Begriffsbestimmung „Nachhaltigkeitsbericht“
1.2 Einordnung der Nachhaltigkeitsberichterstattung
1.3 Warum berichten Unternehmen?
2. Standards zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
2.1 Überblick – Richtlinien für CSR und Konzepte für NBE
2.2 Richtlinien für CSR
- ILO Arbeits- und Sozialstandards
- OECD Leitsätze für multinationale Unternehmen
- ISO 26000
- Fazit
2.3 Konzepte für Nachhaltigkeitsberichterstattung
- UN Global Compact
- Global Reporting Initiative
- CSR-Richtlinie der EU
- Integrierte Berichterstattung
- Deutscher Nachhaltigkeitskodex
- Fazit
2.4 Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten
3. Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Praxis
3.1. Studien
3.2. IÖW-Ranking der Nachhaltigkeitsberichterstattung
3.3. Kritische Analyse der Nachhaltigkeitsberichte

Teil Nachhaltigkeitszertifikate

Zertifizierungssysteme, Nachhaltigkeitsclaims und Multi-Stakeholder-Dialoge in der stofflichen und energetischen Biomassenutzung und der Nahrungsmittelbranche
- Einordnung des Beitrages und der Widersprüche von Zertifierungssystemen in den Zusammenhang der Teller-Tank-Debatte, der Debatten zu Entwaldung und Schutz von tropischem Regenwald und Biodiversitätshotspots, der international unterschiedlichen Bedrohung indigener Völker, kleinbäuerlicher Existenzen und biodiverser Agrarsysteme
- Überblick über internationale Nachhaltigkeitszertifizierungssysteme im Agrar- und Forstsektor (z.B. Rainforest Alliance, RSB, RSPO, ISCC+, RedCert, FSC, PEFC u.a.) - Überblick über die Unterschiede in den Bilanzgrenzen, der Erhebungssystematik, der Validierung, der Robustheit der Nachhaltigkeitsindikatoren der unterschiedlichen Zertifizierungssysteme
- Überblick über die Marktdurchdringung der verschiedene Zertifizierungssysteme
- Kritische Betrachtung der Rolle und Wirksamkeit von Multi-Stakeholder-Dialogen in Abhängigkeit vom Aufbau, der Zusammensetzung und Verstetigung von Dialogplattformen für die Fortentwicklung von Nachhaltigkeitsstandards in der Biomassezertifizierung
- Stoffstrom-Bilanzierung und Weiterreichung von Claims entlang von Wertschöpfungsketten in Abhängigkeit technologiespezifischer Restriktionen bzgl. der Bilanzierbarkeit- Proaktive Außenkommunikationen und aktiver Einbezug der Nutzung zertifizierter Biomasserohstoffe und der Beteiligung an der Fortentwicklung von Nachhaltigkeitsstandards als wichtiger Eckpfeiler einer Nachhaltigkeits-zentrierten
Unternehmenspolitik in Unternehmen der Nahrungsmittelbranche, der Biotreibstofferzeugung und der Holzwirtschaft

Lernergebnisse/Kompetenzen:
Fachkompetenzen:Nach erfolgreicher Teilnahme an diesem Modul sind die Studierenden in der Lage:
den Begriff Nachhaltigkeit in verschiedenen Facetten zu definieren.
verschiedene Denkschulen von Nachhaltigkeit aus denen sich unterschiedliche Interpretationen des Begriffes ergeben zu beschreiben und mit einander zu vergleichen.
die Wechselwirkungen von Elementen in sozio-ökonomischen Systemen darstellen und Lösungsvorschläge entwickeln.
grundlegendes Wissen zum Meta-Thema Nachhaltigkeit auf andere Kontexte (z.B. Unternehmen) zu übertragen und anwendbar machen.
Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu synthetisieren und damit zu Problemlösungen beitragen.
das Engagement von Unternehmen hinsichtlich Nachhaltigkeit anhand von Kriterien einordnen und bewerten.
zu definieren und zu erläutern, welche Mindestbestandteile ein Nachhaltigkeitsbericht umfassen sollte.
die Anforderungen an einen Nachhaltigkeitsbericht nach den GRI-Kriterien darstellen.
Nachhaltigkeitsberichte von Unternehmen kritisch zu analysieren und zu bewerten und Vorschläge für eine "gute" Nachhaltigkeitsberichterstattung zu entwickeln.
mögliche Konflikte und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsberichterstattung inhaltlich, aber auch bezogen auf die Teamarbeit identifizieren und Lösungsansätze dafür erarbeiten.
Fachübergreifende Kompetenzen:Nach erfolgreicher Teilnahme an diesem Modul sind die Studierenden in der Lage:
eigenständig Modelle zu analysieren und Lösungen zu entwickeln.
eigenständig ihr eigenes Lernen zu steuern und Lernepisoden individuell zu reflektieren (u.a. mittels Lerntagebuch).
wissenschaftlich zu arbeiten und sich mit Argumentationen anderer kritisch auseinanderzusetzen.
Fachvertretern und Laien auf aktuellem Stand von Forschung und Anwendung Probleme, Lösungen sowie die zugrundeliegenden Informationen darzulegen.
Erkenntnisse aus den eigenen Spezialgebieten mit Fachkollegen zu diskutieren.

Notwendige Voraussetzungen für die Teilnahme:keine

Literatur:Teil Nachhaltigkeitsmanagement

Baumast, A., Pape, J., Weihofen, S., Wellge, S., 2019. Betriebliche Nachhaltigkeitsleistung messen und steuern: Grundlagen und Praxisbeispiele. UTB GmbH.
Brinkel, S., 2018. Betriebliches Treibhausgasmanagement als Bestandteil des betrieblichen Nachhaltigkeitsmanagements. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22207-9
Brüggemann, S., Brüssel, C., Härthe, D. (Eds.), 2018. Nachhaltigkeit in der Unternehmenspraxis : Impulse für Wirtschaft und Politik. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23065-4
Buchenau, P., Geßner, M., Geßner, C., Kölle, A. (Eds.), 2016. Chefsache Nachhaltigkeit: Praxisbeispiele aus Unternehmen, Chefsache. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11072-7
Grothe, A., 2016. Bewertung unternehmerischer Nachhaltigkeit: Modelle und Methoden zur Selbstbewertung. Schmidt, Erich Verlag.
Schneidewind, U., Wiegandt, K., Welzer, H., 2018. Die Große Transformation: Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels. FISCHER E-Books.
Welzer, H., 2019. Alles könnte anders sein: Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen. FISCHER E-Books.
Wördenweber, M., 2017. Nachhaltigkeitsmanagement: Grundlagen und Praxis unternehmerischen Handelns. Schäffer-Poeschel.


Elkington, J., 2020. Green Swans: The Coming Boom In Regenerative Capitalism. Greenleaf Book Group Press.
Freeman, R.E., Parmar, B.L., Martin, K., 2020. The Power of And: Responsible Business Without Trade-Offs. Columbia University Press.
Lovins, L.H., Wallis, S., Wijkman, A., Fullerton, J., Raworth, K., 2018. A Finer Future: Creating an Economy in Service to Life. New Society Publishers.
Moody-Stuart, M., 2017. Responsible Leadership: Lessons from the Front Line of Sustainability and Ethics. Taylor & Francis.
Mulder, K., 2017. Sustainable Development for Engineers: A Handbook and Resource Guide. Taylor & Francis.


Teil Nachhaltigkeitsberichterstattung

Balik, Michael; Frühwald, Christian: Nachhaltigkeitsmanagement, Verlag Dr. Müller, 2006
BMU/econsense/CSM (Hrsg.): Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, Wolfsburg, 2007
Brauweiler, Jana: Nachhaltigkeit auf Unternehmensebene, in: Kramer, Matthias (Hrsg.): Integratives Umweltmanagement, Gabler-Verlag, 2010, S. 63-77 sowie die dort zitierte Literatur auf S. 76 f.
Bürger, Tobias: CSR - Berichterstattung am Limit?, Diplomica Verlag 2010
DIN EN ISO 26000: Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung (ISO 26000:2010)
Grothe, Anja: Bewertung unternehmerischer Nachhaltigkeit: Modelle und Methoden zur Selbstbewertung, Erich Schmidt Verlag, 2016
IÖW; IMUG (Hrsg.): Der Nachhaltigkeitsbericht – Ein Leitfaden zur Praxis glaubwürdiger Kommunikation für zukunftsfähige Unternehmen, Siegburg, 2001
www.globalreporting.org
https://www.globalcompact.de
https://www.ilo.org
https://integratedreporting.org
https://www.oecd.org
http://www.ranking-nachhaltigkeitsberichte.de/
https://www.deutscher-nachhaltigkeitskodex.de/de

Rühl, Monika: Nachhaltigkeitsassessements, in: DGFP e. V. (Hrsg.): Personalmanagement nachhaltig gestalten, Bielefeld, 2011, S. 109-115

Sahr, Karin: Nachhaltigkeitsberichte, in: DGFP e. V. (Hrsg.): Personalmanagement nachhaltig gestalten, Bielefeld, 2011, S. 116-123