Studiengänge >> Heilpädagogik / Inclusion Studies 2022 B.A. >> Verhalten und Handeln |
Code: | 281750 |
Modul: | Verhalten und Handeln |
Module title: | Behaviour and Action |
Version: | 2.03 (10/2021) |
letzte Änderung: | 27.06.2024 |
Modulverantwortliche/r: | Dr. phil. Michalak, Katja Katja.Michalak@hszg.de |
Prof. Dr. phil. Goldfriedrich, Martin Martin.Goldfriedrich@hszg.de |
angeboten im Studiengang: | Heilpädagogik / Inclusion Studies (B.A.) gültig ab Matrikel 2022 |
Modul läuft im: | WiSe (Wintersemester) |
Niveaustufe: | Bachelor/Diplom |
Dauer des Moduls: | 1 Semester |
Status: | Pflichtmodul |
Lehrort: | Görlitz |
Lehrsprache: | Deutsch |
Workload* in | SWS ** | |||||||||||||||||||||||||||||
Zeit- std. | ECTS- Pkte |
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* | Gesamtarbeitsaufwand pro Modul (1 ECTS-Punkt entspricht einem studentischen Arbeitsaufwand von 30 Zeitstunden) |
** | eine Semesterwochenstunde (SWS) entspricht 45 Minuten pro Woche |
Selbststudienzeit in h | ||||
Vor- und Nachbereitung LV |
Vorbereitung Prüfung |
Sonstiges |
Lehr- und Lernformen: | Seminare, Praktika, Selbststudium -> Verhältnisse und Verhalten - Analyse sozialer Entwicklungssituationen und problematischer Verhaltensweisen (2 SWS, S) -> Projektarbeit zur Veränderung von Verhältnissen (Einführung in die Projektmethode) (2 SWS, S) -> Selbsterfahrung im Umgang mit Aggression und Gewalt (2 SWS, P) -> Konfliktbewältigung und Mediation (2 SWS, P) |
Prüfung(en) | |||
Prüfung | mündliche Prüfungsleistung (PM) | 20 min | 100.0% |
Lerninhalt: |
-> Grundlegende Sichtweisen in der Wahrnehmung von Verhaltensproblemen und Interaktionen, insbesondere psychologische, soziologische und konstruktivistische Perspektiven -> Handlungsgrundlagen zum inklusionsfördernden Umgang mit Verhaltensweisen, die in der persönlichen Umwelt exkludierende Reaktionen hervorrufen -> Persönliche Verhaltens- und Handlungsaspekte: Selbstkompetenz, Selbstsicherheit, Personenzentriertheit, Entwicklung reflexiver Fähigkeiten ->In den Lehr- und (begleiteten) Praxisveranstaltungen kann herausgearbeitet werden, dass auffälliges oder störendes Verhalten aus der Perspektive Betroffener zumeist sinnvolles Handeln unter isolierenden Bedingungen und kommunikativen "Entgleisungen" darstellt und von dort her emotiv-mimetisch nachvollzogen und entwicklungsfördernd beeinflusst werden kann. |
Lernergebnisse/Kompetenzen: | |
Fachkompetenzen: | Heilpädagogik als synthetische Humanwissenschaft Die Absolvent/-innen sind fähig, Heilpädagogik als synthetische Humanwissenschaft zu begreifen und können Grundlagenkenntnisse aus Referenzdisziplinen (Anthropologie, Ethik, Psychologie, Sozialmedizin, Neurowissenschaft, Soziologie, Soziale Arbeit, Sozialpolitik, Sozialrecht, Disability Studies) wiedergeben und entsprechende Theorien und wissenschaftliche Erkenntnisse in ihren interdisziplinären Verflechtungen darlegen. Die Absolvent/-innen können methodologische und methodische Grundlagen nicht-empirischer und empirischer (qualitativ und quantitativ) Forschung darstellen und sind dazu in der Lage, eigene Forschungsfragen zu formulieren. Sie sind befähigt, heilpädagogische Theorieansätze und die wissenschaftlichen Ergebnisse Anderer kritisch auf das ihnen zugrunde liegende Wissenschaftsverständnis zu überprüfen, sie hinsichtlich ihres Menschenbildes und Gesellschaftsverständnisses zu hinterfragen, miteinander zu vergleichen und in ihrer Deutungsrelevanz im gesellschaftlichen Umgang mit Schlüsselproblemen und Widersprüchen (im Spannungsfeld von Autonomie und Abhängigkeit, Bildung und Therapie, Inklusion und verschiedensten Ausprägungen von Exklusion) kritisch zu reflektieren. |
Fachübergreifende Kompetenzen: | Diagnostische Fertigkeiten Die Absolvent/-innen sind in der Lage, konfliktbehaftete soziale Entwicklungssituationen im Lebenszyklus eines Menschen zu erkennen und Handlungsoptionen zu deren Bewältigung dialogisch- kooperativ zu erarbeiten. Sie können diagnostische Methoden, Instrumente und Techniken für die verschiedenen Altersbereiche (Kinder, Jugendliche, Erwachsene) passend auswählen, korrekt einsetzen und auswerten sowie auf der Grundlage des ICF/ICF-CY angemessen interpretieren und ihr Wissen und Verstehen gezielt für die kritische Reflexion von Diagnostik (Selektion, Platzierung, Förderungs-Ressourcendilemma) nutzen. Sie sind befähigt, subjekt-, kompetenz-, ressourcen- und lebensweltorientierte heilpädagogische anamnestische und diagnostische Fallstudien zu erstellen, sowie ICF- und teilhaborientierte Erhebungsinstrumente anzuwenden. Zu den diagnostischen Kompetenzen gehört auch, unterstützende und behindernde Strukturen, Prozesse und Praktiken in unterschiedlichen Handlungsfeldern der Heilpädagogik und ihrer Rahmenbedingungen einzubeziehen. Interventionsorientierte Fertigkeiten Die Studierenden sind auf der Grundlage eines ökosystemisch-multidisziplinären Denkens in der Lage, Möglichkeiten zielgerichteter Interventionen zu entwickeln, zielgruppenorientiert und situationsadäquat anzuwenden, sowie die vielschichtigen Einflussfaktoren im Sinne eines Möglichkeitsraumes zu analysieren und zu gestalten. Sie haben die Fähigkeit, Handlungskonzepte auf der Basis einer Analyse im Hinblick auf eine ressourcenorientierte und das Teilhabe fördernde Lebensgestaltung und -begleitung der Adressaten(gruppen) sicher auszuwählen und zu begründen. Sie sind insbesondere in der Lage, das Konzept der Persönlichen Assistenz für die (Weiter-)Entwicklung sozialer Teilhabe und Selbstbestimmung der Klient/-innen anzuwenden und konkret zu realisieren. Sie haben die Fähigkeit, nach wissenschaftlich begründeten Methoden situationsangemessene konkrete Handlungskonzepte zu erstellen und prozesshaft umzusetzen. Verstehen, Verständigung, Veränderung Die Absolvent/-innen sind in der Lage, Methoden, Techniken und Praktiken der (non-)verbalen sowie der interkulturellen Kommunikation, der Rhetorik und Argumentation, der Gesprächsführung und der Beratung gezielt anzuwenden. Zur Überwindung kommunikations- und einstellungsbedingter Barrieren können sie interpersonelle und interkulturelle Verständigungs- und Veränderungsprozesse in verschiedenen Kontexten implementieren und unterstützen. Dabei verstehen sie behinderte Menschen als Expert/-innen in eigener Sache und verfügen über eine Vielfalt an Methoden (z.B. Unterstützte und gestützte Kommunikation, Leichte und Einfache Sprache, Persönliche Zukunftsplanung), um deren Ressourcen, Kompetenzen, Bedürfnisse, Bedarfe und Ziele zu erkennen und im Sinne der (Weiter-)Entwicklung sozialer Teilhabe und Selbstbestimmung (Inklusion) auf Augenhöhe (in der Regel gemeinsam) zu artikulieren. Zudem sind die Absolvent/-innen befähigt, noch dem überholten Konzept der Fürsorge geschuldete Reaktionen auf und fachliche Praktiken des Umgangs mit Verhaltensproblemen zu dekonstruieren und scheinbar unverständliche Verhaltensweisen von Klient/-innen in ihrer subjektiv sinnvollen und entwicklungslogischen Dynamik zu entschlüsseln. Arbeiten in Projekten und Anleitung von Gruppensettings Die Absolvent/-innen sind in der Lage, in heilpädagogischen Handlungsfeldern theoretisch fundierte Projekte zu initiieren, zu organisieren, durchzuführen, einen Projektverlauf zu dokumentieren und zu präsentieren und anhand definierter Prüfkriterien zu evaluieren. Sie können Gruppen unter Einsatz unterschiedlicher Methoden und Präsentationstechniken anleiten, Teamprozesse beeinflussen und Gruppenveranstaltungen und -prozesse konzipieren und gestalten. Ganzheitlich- systemisches Denken Die Absolvent/-innen sind in der Lage, auf der Grundlage eines ökosystemisch-multidisziplinären Denkens die komplexen bio-psycho-sozialen Übergänge und Zusammenhänge des Menschseins zu erfassen. Sie können ihr fachliches Denken und Handeln mit der Definition von Behinderung als wechselseitiges Verhältnis von individueller Beeinträchtigung und gesellschaftlichen Barrieren (einstellungsbedingt und auf der physischen Ebene) begründen und in den Kontext von UN-Behindertenrechtskonvention und ICF einordnen. Mithilfe des ICF können sich mit anderen Professionen inter- und transdisziplinär verständigen und mehrdimensionale Zugänge zur Praxis erschließen. Die Studierenden sind für die Wert- und Sinngebundenheit von Handlungsweisen sensibilisiert und können Theorien, Methoden, Vorgehensweisen und Lösungsideen bezüglich einer Ganzheitlichkeit kritisch hinterfragen. Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität Die Absolvent/-innen sind in der Lage, sich verstehend zu anderen Personen und Kooperationspartner/-innen in Beziehung zu setzen, können die Belange und Interessen von Adressat/-innen, Gruppen oder Beziehungssystemen in Bezug auf inklusive Strukturen, Prozesse und Praktiken erkennen und abwägen. Sie haben die Fähigkeit zur Kommunikation und Interaktion in der Implementierung innovativer inklusions- und teilhabefördernder Projekte mit unterschiedlichen Kommunikationspartner/-innen, mit unterschiedlichen Kommunikationsmitteln (z.B. Unterstützte und gestützte Kommunikation, Leichte und Einfache Sprache) auf unterschiedlichen Ebenen (z.B. auch im Sinne advokatorischer Assistenz). Sie können dabei logisch, flexibel und überzeugend mit Fachkundigen, in inter- und transdisziplinären, fremdsprachlichen und interkulturellen Kontexten sowie mit der breiten Öffentlichkeit in einen Diskurs treten. Empathiefähigkeit Die Absolvent/-innen sind in der Lage, auf unterschiedliche Personen in sensibler Weise einzugehen und mit ihnen eine dialogische, wertschätzende, akzeptierende, respektvolle und mitfühlende professionelle Beziehung zu gestalten (z.B. auch mit advokatorischer Assistenz), wobei eine Balancierung von Nähe und Distanz Berücksichtigung findet. Kooperations- und Konfliktlösungsfähigkeit Die Absolvent/-innen sind fähig, dialogisch-kooperative (Arbeits-)Beziehungen zu und mit behinderten Menschen und ihren Angehörigen im Sinne des Leitspruchs der Behindertenbewegung, „nichts über uns ohne uns“ zu gestalten. Sie können effektiv und effizient mit Gruppen unterschiedlicher Größe zusammenarbeiten und dabei aufkommende Konflikte mithilfe von Mediationstechniken (z.B. Gewaltfreie Kommunikation) verständigungsorientiert schlichten und konstruktiv lösen. Genderkompetenz Die Absolvent/-innen sind in der Lage, gendergerecht zu denken und zu handeln. Interkulturelle Kompetenz Die Absolvent/-innen sind fähig, mit Personen und Gruppen anderer Kulturen zu interagieren. Im Sinne eines breiten Inklusionsbegriffes können sie kulturelle Differenzen identifizieren und überdenken. Sie sind in der Lage, die Zusammenhänge von Integration, Migration und Inklusion kritisch zu diskutieren und in den gesellschaftlichen Diskurs um diese Begrifflichkeiten und ihre unterschiedlichen Deutungen einzuordnen. Selbstreflexion und Eigenverantwortung Die Absolvent/-innen kennen aussondernde und isolierende Prozesse und Mechanismen im Zusammenhang von (chronischer) Krankheit und Behinderung. Zur (Weiter-)Entwicklung der eigenen Berufsidentität identifizieren und überprüfen sie eigene Ängste, Vorurteile, Normalitätserwartungen sowie Erfahrungen von und mit Gewalt-, Macht- und Ohnmachtsverhältnissen. Sie sind in der Lage, das eigene Helferbedürfnis und -ideal einzuschätzen und das mit der Berufsrolle untrennbar verbundene Risiko der Bemächtigung und Fremdbestimmung der/des assistenzabhängigen Klient/-in (selbst-)kritisch zu reflektieren und immer wieder zu reorganisieren. Sie gewinnen damit zunehmende Rollenklarheit in Bezug auf das eigene professionelle Handeln und können dessen Potentiale und Grenzen (z.B. auch in den Praxisphasen) sicher und realistisch einschätzen und beurteilen. |
Notwendige Voraussetzungen für die Teilnahme: | keine |
Empfohlene Voraussetzungen für die Teilnahme: | Vorherige Durcharbeitung des Modulbuchs (Ondracek/ Hornakova/ Klenovsky, s.u.), der weiterführenden Literatur und relevanter Materialien der Internetvolltextbibliothek BIDOK der Universität Innsbruck (http://bidok.uibk.ac.at) |
Literatur: | Pflicht: -> Ondracek, P./Hornakova, M./Klenovsky, L. (2006): Verhalten und Handeln, Berlin -> Feuser, G./Herz, B., Jantzen, W. (Hg.) (2014): Emotion und Persönlichkeit. Kohlhammer, Stuttgart Wahl: -> Dörner, K./Plog, U. (1996, 1. Aufl.): Irren ist menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie. Bonn -> Ziemen, K. (2017): Lexikon Inklusion. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen. Stichworte: Hermeneutik und Soziale Entwicklungssituation |